Merkmale der Traumatherapie
Die Behandlung von psychischen Störungen nach traumatischen Erlebnissen ist zunächst anders aufgebaut, als übliche Richtlinienverfahren wie die Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Psychoanalyse.
Als wesentlicher Unterschied ist zu sehen, dass eine Traumafachbehandlung bzw. eine sogenannte Traumafokaltherapie nicht in der Kindheit ansetzt und sich dann
schrittweise zum Trauma hocharbeitet.
Das Vorgehen ist dabei genau umgekehrt.
Ausgehend von der aktuellsten Belastungssituation bezieht sich die Traumafokalbehandlung (Traumatherapie) auf den aktuellen Zustand des Klienten und arbeitet sich dann vom aktuellen schrittweise in
die Vergangenheit (Gestaltbildung des Traumas).
Wesentlich ist hierbei die Berücksichtigung der individuellen Traumadynamik unter Einbezug der Persönlichkeitsdynamik (siehe Traumaverarbeitung) sowie der Schutz vor Retraumatisierung.
Die Traumatherapie gliedert sich in der Abfolge in 4 Phasen:
- Schaffen eines basalen Sicherheitsgefühls
(Kein Täterkontakt, bzw. praktische Sicherheit und Selbstschutzmöglichkeiten.) - Stabilisierung
(Wiederherstellung der Orientierung und Wiederherstellung der Kontrolle über den eigenen Organismus mithilfe von Stabilisierungs- und Distanzierungstechniken) - Verarbeitung
(Integration des traumatischen Erlebnisses in den Lebensentwurf und Integration in das Körperschema) - Neuorientierung
(Aufbau neuer Perspektiven unter Berücksichtigung der traumatischen Erfahrung)
Bei der Behandlung ist zu unterscheiden zwischen Trauma Typ 1 (kurz, einmalig) und Typ 2 (anhaltend, wiederkehrend über längere Zeit).
Die Behandlung eines Typ 1 Traumas kann unter günstigen Umständen in etwa 10 Stunden abgeschlossen sein. Dies ist jedoch der Idealfall.
Medikamentöse Behandlungen sind m.E. bei Trauma i.d. Regel kontraindiziert, da sie den natürlichen Verarbeitungsprozess eher verzögern und für
eine tatsächliche Verarbeitung eher hinderlich sind.
Bei Traumatisierten adaptiert sich der Organismus nach kurzer Zeit an das Psychopharmakum. Dies tut er solange, bis die Ursache behoben wird. Das bedeutet, dass die Dosen immer wirkungsloser und
damit immer höher werden müssen. Über die Folgeschäden und Nebenwirkungen brauchen wir nicht sprechen.
Jedenfalls sind dies meine Erfahrungen in der 7 jährigen Arbeit in der Fachklinik für Psychotraumatologie, hier schlichen wir angesetzte Medikamente wieder aus und konnten dann erst mit der eigentlichen Arbeit beginnen.